http://www.agrarbericht-2020.bayern.de/politik-strategien/digitalisierung.html

Digitalisierung

Zentrales Anliegen des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist es, die relativ kleinstrukturierte bayerische Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft an den Entwicklungen der Digitalisierung teilhaben zu lassen, damit sie wettbewerbsfähig und zukunftsfähig bleibt. Möglichst allen Betrieben soll es möglich sein, von den Chancen der Digitalisierung zu profitieren und die Risiken realistisch einzuschätzen. Digitale Werkzeuge können helfen, Vermarktung, Arbeitsbedingungen, Ressourceneffizienz sowie die Haltungsbedingungen von Nutztieren zu verbessern. Dadurch soll die Digitalisierung auch einen Beitrag zu einer größeren Akzeptanz der Land- und Forstwirtschaft innerhalb der Gesellschaft leisten.

Die Digitalisierung bietet auch große Chancen für den ländlichen Raum und kann mit mobilen und digitalen Angeboten dazu beitragen, die Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen der Menschen in vielerlei Hinsicht zu verbessern.

Entsprechend diesen Zielen wurden folgende konkrete Maßnahmen umgesetzt.

Landwirtschaft

  1. Landwirtschaftliche, wein- und gartenbauliche Betriebe werden bei der Anschaffung von innovativen Technologien im Rahmen des Bayerischen Sonderprogrammes Landwirtschaft Digital (BaySL Digital) unterstützt. In den vier Bereichen Agrarsoftware, Düngesensoren, digitale Hack- und Pflanzenschutztechnik sowie Sensoren am Tier werden Technologien mit Fördersätzen von 25 bis 40 % gefördert, die das Betriebsmanagement erleichtern, zum Grundwasserschutz beitragen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren bzw. einen Beitrag zu Tiergesundheit und Tierwohl leisten.
     
  2. Ferner wurde ein ganzes Maßnahmenbündel zur neutralen Bereitstellung von Wissen und Informationen rund um digitale Landwirtschaft,- Forst und Ernährungswirtschaft geschnürt:

    Im Bereich Landwirtschaft wurde 2018 das Digitalisierungszentrum der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Ruhstorf a. d. Rott eröffnet, das unter anderem den Wissenstransfer zu digitalen Technologien im Pflanzenbau als Schwerpunkt hat und die Gesamtkoordination der Aktivitäten zur Digitalisierung in der Landwirtschaft innerhalb der LfL wahrnimmt. Synergien bei der Erforschung der ökologischen Auswirkungen von digitalen Technologien ergeben sich mit dem ebenfalls in Ruhstorf a. d. Rott angesiedelten Schwerpunkt Agrarökosysteme.

    Anfang 2019 wurde die Themenplattform „Digitales Landmanagement“ innerhalb des Zentrums Digitalisierung.Bayern (ZD.B) ins Leben gerufen. Dieses Forum zur Vernetzung von Wissenschaft, Agrarwirtschaft, Selbsthilfeeinrichtungen und staatlichen Stellen beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Datenmanagement entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette. Dies beinhaltet insbesondere auch Fragestellungen zur Datendurchgängigkeit bei gleichzeitiger Gewährleistung von Datensicherheit, Datenschutz und Datenhoheit auf Seiten der Landwirte.

    Ende 2019 wurde in Grub von der LfL das digitale Experimentierfeld „DigiMilch“ etabliert, das in einem Zeitraum von drei Jahren mit rd. 3,4 Mio. € vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert wird. Um die Datenvernetzung auf landwirtschaftlichen Milchviehbetrieben weiter zu optimieren werden fünf Anwendungsbereiche der Milchviehhaltung näher untersucht. Dazu zählt das Wirtschaftsdünger-Management, bei dem Mengen, Inhaltsstoffe und Flächen genau gemessen werden können. Andere Bereiche sind die Ertragsermittlung im Grünland und Ackerfutterbau, die Verbesserung des Fütterungsmanagements sowie vernetzte Stallroboter und vernetzte tierindividuelle Sensoren. Letztere dienen unter anderem der Steigerung von Tiergesundheit und Tierwohl. Zentrales Element des Experimentierfeldes ist die Einbindung der landwirtschaftlichen Betriebe, der bäuerlichen Selbsthilfeeinrichtungen sowie der Hersteller digitaler Produkte. Diese Partner arbeiten bei den Untersuchungen und bei der Übertragung der Ergebnisse in die Praxis eng zusammen.

    Als zusätzlicher Baustein im Bereich Wissen wurde ein Schwerpunkt in der Ressortforschung zur Digitalisierung gesetzt. Neben vielen weiteren Projekten werden alternative Methoden zur Unkrautbekämpfung inkl. Robotik, Fernerkundung von Kalamitäten im Forst und automatisierte Entscheidungsfindung zur Bewässerung untersucht.


Ländliche Entwicklung

Im Bereich der Digitalisierung bietet die Verwaltung für Ländliche Entwicklung Gemeinden und interkommunalen Kooperationen umfangreiche Unterstützungen an. So können in der Dorferneuerung smarte digitale Anwendungen zur medizinischen Versorgung, zur Verbesserung der Mobilität und der Nahversorgung, aber auch für Kultur- und Freizeitangebote erarbeitet und grundsätzlich auch gefördert werden. Im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklungen zur Unterstützung und Begleitung interkommunaler Kooperationen können Digitalisierungsprojekte auch über das Regionalbudget unterstützt werden.

Im Modellprojekt „Digitales Dorf“ erarbeitet die Bayerische Staatsregierung ressortübergreifend und in Kooperation mit Forschungseinrichtungen digitale Lösungen, wie mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien den Herausforderungen ländlicher Räume begegnet werden kann. Ziel ist es, die im Modellprojekt erarbeiteten Lösungen und digitalen Anwendungen auch anderen Gemeinden und Integrierten Ländlichen Entwicklungen bereitzustellen.

Ernährung

In Ergänzung zu den bestehenden Online-Plattformen „Wirt sucht Bauer“ und „Regionales Bayern“ wurde mit der Entwicklung der digitalen Plattform „RegioVerpflegung“ begonnen, die speziell für den Bereich der Gemeinschaftsverpflegung ab Mitte 2020 eine digitale Kontaktbörse zu Erzeugern und Verarbeitern bayerischer Lebensmittel zur Verfügung stellt.

Im Rahmen des Bündnisses „Wir retten Lebensmittel!“ zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung stellt die Digitalisierung ein wichtiges Hilfsmittel dar. Neben einem „Food Scanner“ zur Bestimmung von Verderbsprozessen in ausgewählten pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln zur Anwendung in der Wirtschaft und mobilen Endgeräten wurde ein „Warenwirtschaftssystem für den Privathaushalt zur optimalen Einkaufs- und Vorratsplanung“ entwickelt („Stocky-App“).